Numerische Stabilität ist ein zentrales Thema in der numerischen Mathematik, Informatik und insbesondere in der Künstlichen Intelligenz (KI). Wenn Berechnungen mit Gleitkommazahlen in neuronalen Netzen oder anderen KI–Algorithmen durchgeführt werden, können Probleme wie Overflow und Underflow auftreten. Diese können zu gravierenden Fehlern in der Modellbewertung führen und unzuverlässige oder sogar falsche Vorhersagen liefern. In diesem Blogbeitrag betrachten wir, was diese Probleme sind, wie man sie erkennt und vermeidet – speziell im Kontext der KI.

Warum ist numerische Stabilität in der KI wichtig?
KI-Modelle, insbesondere tiefe neuronale Netze, führen eine große Anzahl von Berechnungen durch, bei denen numerische Präzision eine entscheidende Rolle spielt. Instabilitäten können das Training beeinflussen, Gradienten verzerren oder dazu führen, dass Modelle nicht konvergieren. Ein stabiler Algorithmus stellt sicher, dass numerische Ungenauigkeiten kontrolliert bleiben und sich nicht negativ auf die KI-Ergebnisse auswirken.
Overflow- und Underflow-Probleme im Kontext Numerische Stabilität verstehen
Overflow tritt auf, wenn eine Berechnung einen Wert erzeugt, der größer ist als der maximal darstellbare Wert des Datentyps. Dies kann in KI–Algorithmen auftreten, wenn Gewichte oder Aktivierungen (Siehe auch meinen Beitrag „Aktivierungsfunktionen in der KI und im KI-Testing„) exponentiell wachsen, z.B. durch schlecht regulierte Netzwerke.
Underflow tritt auf, wenn ein Wert kleiner als der minimal darstellbare Wert ist und auf Null oder eine ungenaue Näherung abgerundet wird. Dies ist insbesondere problematisch bei der Berechnung von Wahrscheinlichkeiten oder Gradienten in tiefen Netzwerken mit sehr kleinen Zahlen.
Wie testet man auf Overflow- und Underflow-Probleme in KI?
Es gibt verschiedene Strategien, um numerische Probleme in KI-Modellen zu erkennen und zu vermeiden:
- Grenzwerte des Datentyps kennen: KI-Frameworks wie TensorFlow und PyTorch bieten Mechanismen zur Begrenzung von numerischen Werten, um Instabilitäten zu verhindern.
- Berechnung mit Testwerten durchführen: Testfälle mit extremen Werten (sehr große und sehr kleine Zahlen) helfen, mögliche Instabilitäten in neuronalen Netzen frühzeitig zu erkennen.
- Überprüfung auf
NaN
oderInfinity
: In vielen KI-Frameworks gibt es Funktionen zur Überprüfung, ob Werte ins Unendliche laufen oder nicht definiert sind (z.B.torch.isnan()
odertf.debugging.check_numerics()
). - Logarithmische Skalierung nutzen: Falls sehr große oder sehr kleine Werte auftreten, kann es helfen, mit logarithmischen Werten anstelle direkter Zahlen zu rechnen. Softmax-Ausgaben werden oft mit einer log-Skalierung stabilisiert.
- Gradienten-Clipping anwenden: Um das Explodieren von Gradienten während des Trainings zu vermeiden, kann ein Clipping-Mechanismus eingeführt werden (
torch.nn.utils.clip_grad_norm_
). - Alternative Aktivierungsfunktionen nutzen: Bestimmte Aktivierungsfunktionen wie
ReLU
helfen, numerische Probleme im Training zu vermeiden, da sie mit einer einfachen Schwellenlogik arbeiten und keine exponentiellen Berechnungen benötigen. Siehe auch meinen Beitrag „Aktivierungsfunktionen in der KI und im KI-Testing„.
Fazit
Overflow- und Underflow-Probleme sind kritische Herausforderungen in KI-Modellen und können zu erheblichen Fehlern führen. Durch systematische Tests, die Wahl geeigneter Algorithmen und ein gutes Verständnis der numerischen Eigenschaften von Gleitkommazahlen lassen sich diese Probleme weitgehend vermeiden. Numerische Stabilität sollte daher ein fester Bestandteil jeder KI-Entwicklung sein, insbesondere im Bereich des KI-Testings, um zuverlässige und belastbare Modelle zu gewährleisten.