Bedingungsüberdeckungstest – Jeden Codepfad analysieren und optimieren

Der Softwaretest stellt einen entscheidenden Schritt in der Softwareentwicklung dar. Unter den zahlreichen Testmethoden hebt sich der Bedingungsüberdeckungstest (engl. Condition Coverage) durch seine Spezifität und Wirksamkeit ab. Doch was genau verbirgt sich dahinter?

Definition des Bedingungsüberdeckungstests

Der Bedingungsüberdeckungstest, oft auch „Condition Coverage“ genannt, fokussiert sich auf die verschiedenen Bedingungen innerhalb einer Entscheidungsstruktur. Er zielt darauf ab, sicherzustellen, dass jede Bedingung mindestens einmal sowohl wahr als auch falsch getestet wird. Dies ermöglicht eine tiefgehende Analyse und stellt sicher, dass alle Bedingungszweige im Code überprüft werden.

Der Bedingungsüberdeckungstest gehört zu den Whitebox-Testmethoden. Bei Whitebox-Tests, auch als strukturbasierte oder gläserne Kasten-Tests bezeichnet, liegt der Fokus auf der internen Struktur des Codes. Der Tester hat vollen Einblick in den Quellcode und entwirft Testfälle basierend auf der inneren Logik und Struktur der Software.

Der Bedingungsüberdeckungstest speziell konzentriert sich darauf, dass jede einzelne Bedingung im Code sowohl wahr als auch falsch getestet wird. Damit untersucht er die internen Entscheidungsstrukturen und gewährleistet, dass alle möglichen Bedingungspfade abgedeckt sind.

Im Gegensatz dazu stehen Blackbox-Tests, bei denen der Tester keinen Einblick in den internen Code hat. Bei diesen Tests konzentriert man sich auf die Funktion der Software und darauf, ob sie die erwarteten Ergebnisse liefert, basierend auf den gegebenen Eingaben. Hierbei bleibt die innere Arbeitsweise der Software verborgen.

Entstehung des Bedingungsüberdeckungstests

Die wachsende Komplexität von Software-Systemen im Laufe der Zeit erforderte verbesserte Testmethoden. Während der Anweisungsüberdeckungstest sicherstellt, dass jede Anweisung ausgeführt wird, ging man mit dem Bedingungsüberdeckungstest einen Schritt weiter. Hier legt man den Fokus nicht nur auf die Anweisungen, sondern auch darauf, wie sie ausgeführt werden, abhängig von den gegebenen Bedingungen.

Effektives Vorgehen beim Bedingungsüberdeckungstest

  1. Identifizierung der Entscheidungen: Zunächst identifiziert man alle Entscheidungsstrukturen im Code, wie z.B. if-, while- oder for-Statements.
  2. Aufschlüsselung der Bedingungen: Jede Entscheidung kann mehrere Bedingungen haben. Diese Bedingungen trennt man und testet sie individuell.
  3. Erstellung der Testfälle: Für jede identifizierte Bedingung entwickelt man Testfälle, die diese Bedingung sowohl wahr als auch falsch machen.
  4. Ausführung und Auswertung: Nachdem die Testfälle entwickelt sind, führt man sie aus und wertet die Ergebnisse aus, um sicherzustellen, dass alle Bedingungen abgedeckt sind.

Beispiele für den Einsatz des Bedingungsüberdeckungstests

Beispiel 1: Ein einfaches If-Statement

if (A && B) {
    // Code
}

Hier gibt es zwei Bedingungen: A und B. Um eine vollständige Bedingungsüberdeckung zu gewährleisten, benötigt man Testfälle für:

  • A = wahr, B = wahr
  • A = wahr, B = falsch
  • A = falsch, B = wahr
  • A = falsch, B = falsch

Beispiel 2: Ein zusammengesetztes Statement

if (A && (B || C)) {
    // Code
}

Hier identifiziert man drei Bedingungen: A, B und C. Es ergeben sich diverse Testfälle, um sicherzustellen, dass jede Bedingung sowohl wahr als auch falsch getestet wird.

Interaktiv – Bedingungsüberdeckungstest mit einer Wetter-App

Bedienungsanleitung:

  1. In das Feld „Stadt“ den Namen „München“ eingeben.
  2. Zwischen „Aktueller Wetterbericht“ und „Wettervorhersage“ wählen, um den gewünschten Wettertyp zu bestimmen.
  3. Auf „Prüfen“ klicken.
  4. Die resultierende Ausgabe betrachten. Bei korrekter Eingabe erscheint entweder der aktuelle Wetterbericht oder die Wettervorhersage für München. Bei einer anderen Stadt zeigt eine Nachricht an, dass die Anwendung die Stadt nicht in der Datenbank finden kann. Wenn kein Wettertyp ausgewählt ist, erscheint eine Aufforderung zur Auswahl.
Bedingungsüberdeckungstest – Interaktive Veranschaulichung

Fazit

Der Bedingungsüberdeckungstest stellt ein leistungsstarkes Werkzeug dar, um die Qualität von Software zu sichern. Indem man jede Bedingung gründlich testet, minimiert man das Risiko unentdeckter Fehler und gewährleistet eine robustere Anwendung. Es empfiehlt sich, diesen Test in Kombination mit anderen Testmethoden anzuwenden, um ein umfassendes Testniveau zu erreichen.

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