Die Sieben Grundprinzipien des Testens – Eine Übersicht

Im Zeitalter der digitalen Transformation spielt das Testen von Software- und Hardware-Systemen eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung der Qualität und Leistungsfähigkeit. Es ist essentiell, eine solide Teststrategie zu entwickeln, die auf den anerkannten Grundsätzen des Testens basiert. Diese sieben Grundprinzipien bieten eine robuste Grundlage für jeden Testansatz.

1. Testen zeigt die Anwesenheit von Fehlern

Das Hauptziel des Testens ist es, Fehler und Mängel in einem System zu identifizieren. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass das Testen nicht beweisen kann, dass ein System absolut fehlerfrei ist. Das Ausbleiben entdeckter Fehler bedeutet nicht zwangsläufig, dass das System perfekt ist.

2. Vollständiges Testen ist nicht möglich

Es ist unpraktisch und oft unmöglich, alle Kombinationen von Eingaben, Szenarien und Ausführungspfaden in einem komplexen System zu testen. Daher ist eine Teststrategie erforderlich, die auf Risikobewertung und Priorisierung basiert.

3. Grundsatz: Frühzeitiges Testen

Die Minimierung der Kosten und des Zeitaufwands für die Fehlerbehebung erfordert den Beginn der Testaktivitäten so früh wie möglich im Entwicklungszyklus. Der „Shift-Left“-Ansatz im Testen unterstreicht dieses Prinzip.

4. Grundsatz: Häufung von Fehlerzuständen

Das Pareto-Prinzip, auch bekannt als 80/20-Regel, ist auch im Testen relevant: 80% der Fehler treten normalerweise in 20% der Module auf. Dies unterstreicht die Bedeutung einer gezielten Testplanung.

5. Pestizid-Paradoxon bzw. Pestizid-Resistenz

Wiederholtes Durchführen derselben Tests führt schließlich zu einer Abnahme ihrer Effektivität bei der Identifizierung neuer Fehler. Daher ist es wichtig, Tests regelmäßig zu überprüfen und zu aktualisieren, um ihre Effektivität zu erhalten. (Siehe auch meinen Beitrag Pestizid-Paradoxon – Resistenz von Bugs und Fehlern)

6. Grundsatz: Testen ist kontextabhängig

Die Art und Weise, wie getestet wird, hängt stark vom Kontext ab, in dem das System eingesetzt wird. Ein Finanzsystem erfordert beispielsweise strengere Testanforderungen als ein persönliches Blogging-Tool wie WordPress.

7. Grundsatz: Fehlerabsenz-Trugschluss – Keine Fehler bedeutet ein brauchbares System

Das erfolgreiche Durchlaufen von Tests ist nicht gleichbedeutend mit der Einsatzbereitschaft des Systems. Eine sorgfältige Bewertung der Testergebnisse und der Qualität des Systems insgesamt ist unerlässlich, bevor eine Bereitstellungsentscheidung getroffen wird.

Fazit

Indem diese Grundprinzipien beachtet und in die Teststrategie integriert werden, kann man die Qualität von Systemen sicherstellen. Vor allem lassen sich die Systeme dadurch effektiv bewerten und kontinuierlich verbessern.

Ein spezifisches Manifest, das ausschließlich die Grundprinzipien des Testens behandelt, ähnlich wie das Agile Manifest, die Werte und Prinzipien agiler Softwareentwicklung definiert, existiert nicht. Die genannten Grundprinzipien sind jedoch weitgehend anerkannt und in zahlreichen Standards, Best Practices und Schulungsmaterialien für das Testen von Software und Systemen festgelegt.

Einer der am häufigsten referenzierten Standards ist das ISTQB (International Software Testing Qualifications Board), das ein detailliertes „Body of Knowledge“ für das Softwaretesten bietet und dabei viele dieser Grundprinzipien behandelt. Dazu werde ich bestimmt in naher Zukunft auch noch einen Beitrag schreiben.

Außerdem gibt es Manifeste und Prinzipien, die sich mit Qualitätssicherung und Testen im Kontext spezifischer Ansätze wie Agile oder DevOps befassen. Diese Manifeste betonen oft Aspekte wie kontinuierliches Testen, die Einbeziehung von Testen in alle Phasen des Entwicklungslebenszyklus und die Bedeutung von Automatisierung beim Testen.

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