Worldcoin – Und der Datenschutz

Die offizielle Einführung von Worldcoin, einer ambitionierten Kryptowährungs-Initiative unter der Leitung von OpenAI CEO Sam Altman, zieht rasch die Aufmerksamkeit der europäischen Datenschutzbehörden auf sich. Aber warum? Tauchen wir ein in die Hintergründe.

Die Idee hinter Worldcoin ist es, den Markt für die Überprüfung der Menschlichkeit zu erschließen, indem Nutzer dazu überredet werden, ihre Augen für Krypto-Token scannen zu lassen. Ja, wir scheinen dies richtig gehört zu haben! Mit dem Rollout, der erst vor kurzem begonnen hat, steht Worldcoin schon jetzt unter strenger Beobachtung der Datenschützer in Europa.

Warum will jemand seine Menschlichkeit im Internet beweisen?

Ein Grund dafür ist die Verbreitung von künstlicher Intelligenz. Tools wie ChatGPT, die von Altmans KI-Unternehmen entwickelt sind, machen es immer schwieriger, zwischen von Bots generierten und menschlichen digitalen Aktivitäten zu unterscheiden. Um diesem Problem zu begegnen, schlägt Altman vor, einen Augen-Scanner und Krypto-Token als Lösung zu verwenden.

Um Worldcoin zu fördern, haben sie an verschiedenen Standorten in Europa – nämlich in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Spanien – „Pop-up“-Standorte eingerichtet, an denen Nutzer ihre biometrischen Daten gegen digitale Worldcoin-Token eintauschen können. Wie erwartet, haben Datenschutzregulierer in mindestens drei dieser Länder bereits Bedenken geäußert und Untersuchungen zur Handhabung personenbezogener Daten durch Worldcoin eingeleitet.

Wie reagieren die Datenschutzbehörden auf Worldcoin?

Die britische Information Commission Office (ICO) hat bereits angekündigt, „Anfragen zu stellen“ und betont, dass Organisationen vor Beginn jeglicher Verarbeitung, die wahrscheinlich ein hohes Risiko birgt (wie z.B. die Verarbeitung von biometrischen Daten), eine Datenschutz-Folgenabschätzung durchführen müssen. Diese muss eine klare Analyse der Auswirkungen der beabsichtigten Verarbeitung auf den Schutz personenbezogener Daten und die zur Bewältigung dieser Risiken getroffenen Vorkehrungen enthalten.

In der Folge hat auch die französische Datenschutzbehörde CNIL Bedenken geäußert und eine aktive Untersuchung gegen Worldcoin eingeleitet. Die Legalität der Datenerfassung und die Bedingungen für die Speicherung biometrischer Daten werden hierbei stark hinterfragt.

Welche Fragen wirft Worldcoin auf?

Eine Schlüsselfrage, die sich stellt, lautet: Kann man die Zustimmung zur Datenverarbeitung als freiwillig einstufen, wenn man Nutzer dazu ermutigt, ihre biometrischen Daten gegen einen Token, den man als virtuelle Währung präsentiert, auszutauschen?

Darüber hinaus scheint die Organisationsstruktur von Worldcoin, einem dezentralen Kryptowährungsprojekt, für die Nutzer kompliziert zu sein, um zu verstehen, wem sie ihre Daten tatsächlich zur Verfügung stellen. Laut Worldcoins biometrischer Datenschutzerklärung ist die in den Cayman-Inseln ansässige Worldcoin Foundation der Datenkontrolleur.

Darüber hinaus warnt Worldcoin in seinem Biometrie-Datenschutzformular, dass Nutzer, die ihre persönlichen Daten einmal übermittelt haben, diese nicht mehr löschen lassen können. Dies könnte jedoch gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verstoßen, die Europäern ein Recht auf Löschung ihrer persönlichen Daten einräumt.

Abschließende Gedanken bzw. Fazit – Wenn man es denn so nennen kann

Während Worldcoin versichert, dass das Projekt alle anwendbaren Gesetze einhält und Tools For Humanity bestätigt hat, dass eine Datenschutz-Folgenabschätzung „rigoros“ durchgeführt ist, bleibt abzuwarten, ob diese Zusicherungen ausreichen, um die Sorgen der Datenschutzbehörden und der Öffentlichkeit zu beruhigen. Angesichts der rapiden Entwicklung im Bereich der Kryptowährungen und künstlicher Intelligenz, wird der Datenschutz in diesen Bereichen weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Davon abgesehen ist die Idee der Dezentralisierung, die redundante Speicherung von Daten auf verteilten Computern (Siehe meinen Beitrag über die Blockchain). Fraglich, wie die DSGVO mit nicht löschbaren personenbezogenen Daten umgehen will. Dies gilt natürlich auch für uns – Meine Investitionsempfehlung bleibt in diesem Fall aus 😉

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