ISO-Norm 25010 – Leitfaden für herausragende Softwarequalität und vertrauenswürdige Systeme

Die ISO-Norm 25010 ist Teil der ISO/IEC 25000-Serie, auch bekannt als Systems and Software Quality Requirements and Evaluation (SQuaRE). Diese Normenserie befasst sich mit der Bewertung und Verbesserung von Softwarequalität und Systemqualität. ISO 25010 beschreibt die System- und Softwarequalitätsmodelle, die man zur Identifizierung und Bewertung von Qualitätsmerkmalen verwendet.

Kurze Zeitreise

Die ISO-Norm 25010 ist aus dem Bedürfnis heraus entstanden, ein international anerkanntes und einheitliches Rahmenwerk für die Bewertung und Verbesserung von Software- und Systemqualität bereitzustellen. Die Geschichte von ISO 25010 ist eng mit der Entwicklung der ISO/IEC 25000-Serie (SQuaRE) verbunden, die sich aus früheren Standards und Modellen zur Softwarequalität entwickelt hat.

Entstehung

Und wenn man es genau nimmt, geht die Geschichte noch weitaus früher los. Und zwar mit McCall’s Quality Model aus dem Jahr 1977. Dieses Modell definierte 11 Qualitätsfaktoren, wie Zuverlässigkeit, Effizienz und Wartbarkeit, die die Softwarequalität beeinflussen bzw. mit Boehm’s Quality Model aus dem Jahr 1978. Wobei letzteres Modell sieben Hauptqualitätsmerkmale vorschlug, die die Softwarequalität beeinflussen. Dabei beispielsweise die Portabilität, Zuverlässigkeit und Verständlichkeit.

Die Internationale Organisation für Normung (ISO) und die Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC) entwickelten gemeinsam den ISO/IEC 9126-Standard, der man 1991 veröffentlichte. Dieser Standard führte ein hierarchisches Qualitätsmodell ein, dass aus sechs Hauptqualitätsmerkmalen (Funktionalität, Zuverlässigkeit, Benutzbarkeit, Effizienz, Wartbarkeit und Übertragbarkeit) und mehreren Unterkriterien bestand. ISO/IEC 9126 legte den Grundstein für die Entwicklung der ISO/IEC 25000-Serie und ISO 25010.

ISO/IEC 25000-Serie

Die ISO/IEC 25000-Serie, auch als Systems and Software Quality Requirements and Evaluation (SQuaRE) bekannt, hat man entwickelt, um die verschiedenen Standards und Modelle zur Softwarequalität zu konsolidieren und eine umfassende, international anerkannte Normenserie für Software- und Systemqualität zu schaffen. Die Entwicklung von SQuaRE begann im Jahr 2001 und beinhaltete die Überarbeitung und Erweiterung des ISO/IEC 9126-Standards.

Folglich fand die Veröffentlichung von ISO 25010 im Jahr 2011 statt und ersetzte den früheren ISO/IEC 9126-Standard. Es führte zwei Qualitätsmodelle ein. Das Produktqualitätsmodell und das Qualitäts-in-Use-Modell. Die Hauptqualitätsmerkmale des Produktqualitätsmodells hat man von sechs auf acht erweitert, und die Unterkriterien hat man entsprechend aktualisiert. Sicherheit war nunmehr ein eigenständiges Hauptqualitätsmerkmal und die bestehenden Hauptqualitätsmerkmale hat man weiter verfeinert bzw. erweitert, um die Qualität von Software- und Softwaresystemen umfassender zu erfassen.

Die Entstehung von ISO 25010 ist das Ergebnis von jahrzehntelanger Forschung, Entwicklung und Konsolidierung von Best Practices und Standards zur Bewertung und Verbesserung der Software- und Systemqualität.

Sei der Veröffentlichung, hat ISO 25010 als zuverlässiger und anerkannter Standard für die Beurteilung der Softwarequalität gedient und den Entwicklern, Testern und Projektmanagern dabei geholfen, qualitativ hochwertige Produkte zu entwickeln und bereitzustellen.

Die dynamische Norm

Die ISO/IEC 25000-Serie und ISO 25010 sind nicht statisch. Man überprüft und aktualisiert die Inhalte kontinuierlich, um sich den stetig ändernden Anforderungen der Software- und Systementwicklung anzupassen. Die International Organization for Standardization (ISO) und die International Electrotechnical Commission (IEC) arbeiten gemeinsam daran, die Standards auf dem neuesten Stand zu halten und sie an neue Technologien, Methoden und Best Practices anzupassen.

Es ist wichtig zu beachten, dass man die ISO-Normen in einem Konsensprozess entwickelt, bei dem Experten aus verschiedenen Ländern und Organisationen zusammenarbeiten. Dies stellt sicher, dass die Normen umfassend und von hoher Qualität sind und die Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen berücksichtigen.

Qualitätsmodelle

ISO 25010 bietet zwei Qualitätsmodelle: das Produktqualitätsmodell und das Qualitäts-in-Use-Modell. Das Produktqualitätsmodell bezieht sich auf die Qualität des Softwareprodukts selbst, während das Qualitäts-in-Use-Modell die Qualität aus der Perspektive des Endbenutzers bewertet.

Produktqualitätsmodell

Das Produktqualitätsmodell besteht aus acht Hauptqualitätsmerkmalen, die wiederum in mehrere Unterkriterien unterteilt sind. Die Hauptqualitätsmerkmale sind:

Funktionalität

Die Fähigkeit der Software, die geforderten Funktionen zu erfüllen, mit den Unterkriterien:

  • Angemessenheit
  • Richtigkeit
  • Ordnungsmäßigkeit
  • Interoperabilität
  • Sicherheit
Leistungsfähigkeit

Die Fähigkeit der Software, in Bezug auf Leistung, Verarbeitungsgeschwindigkeit und Reaktionszeit auf Anforderungen zu reagieren. Mit den Unterkriterien:

  • Zeitverhalten
  • Ressourcenausnutzung
Kompatibilität

Die Fähigkeit der Software, in einer gemeinsamen Umgebung mit anderen Systemen oder Softwareprodukten zu interagieren. Mit den Unterkriterien:

  • Koexistenz
  • Interoperabilität
Benutzbarkeit

Die Fähigkeit der Software, von Benutzern effizient und zufriedenstellend genutzt zu werden. Mit den Unterkriterien:

  • Verständlichkeit
  • Erlernbarkeit
  • Bedienbarkeit
  • Attraktivität
  • Barrierefreiheit
Zuverlässigkeit

Die Fähigkeit der Software, korrekt und zuverlässig zu funktionieren. Mit den Unterkriterien:

  • Reife
  • Fehlertoleranz
  • Wiederherstellbarkeit
Sicherheit

Die Fähigkeit der Software, Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Daten und Ressourcen zu gewährleisten. Mit den Unterkriterien:

  • Vertraulichkeit
  • Integrität
  • Nichtabstreitbarkeit
  • Rechenschaftspflicht
  • Authentizität
Wartbarkeit

Die Fähigkeit der Software für Modifikationen und Verbesserbarkeit. Mit den Unterkriterien:

  • Modularität
  • Wiederverwendbarkeit
  • Analysierbarkeit
  • Modifizierbarkeit
  • Testbarkeit (Hier möchte ich gerne auf TDD und BDD verweisen)
Übertragbarkeit

Die Fähigkeit der Software, von einer Umgebung in eine andere übertragen zu können. Mit den Unterkriterien:

  • Anpassungsfähigkeit
  • Installierbarkeit
  • Konformität
  • Austauschbarkeit

Qualitäts-in-Use-Modell

Das Qualitäts-in-Use-Modell beschreibt die Qualität aus der Perspektive des Endbenutzers und besteht aus fünf Hauptqualitätsmerkmalen:

Effektivität

Die Fähigkeit der Software, Benutzern dabei zu helfen, ihre Ziele präzise und vollständig zu erreichen.

Effizienz

Die Fähigkeit der Software, Benutzern zu ermöglichen, ihre Ziele mit angemessenen Ressourcen und minimalem Aufwand zu erreichen.

Zufriedenheit

Das Ausmaß, in dem die Software die Anforderungen und Erwartungen der Benutzer erfüllt.

Freiheit von Risiken

Die Fähigkeit der Software, potenzielle Schäden für Benutzer, Geschäftsprozesse oder die Umwelt zu minimieren.

Kontextabdeckung

Die Fähigkeit der Software, in verschiedenen Benutzer-, Organisations- und Umweltkontexten einsetzbar zu sein.

Fazit

Die ISO-Norm 25010 ist ein wertvolles Instrument zur Bewertung und Verbesserung der Qualität von Softwareprodukten und -systemen. Die Qualitätsmerkmale und Unterkriterien des Produktqualitätsmodells und des Qualitäts-in-Use-Modells ermöglichen eine umfassende Analyse und Bewertung verschiedener Aspekte der Softwarequalität. Softwareentwickler und Projektmanager können diese Modelle nutzen, um Qualitätsanforderungen zu definieren, Probleme zu identifizieren und Verbesserungen im Entwicklungsprozess umzusetzen. Dadurch entstehen qualitativ hochwertige Softwareprodukte, die den Bedürfnissen der Endbenutzer gerecht sind und zu einer höheren Zufriedenheit und besserer Performance beitragen.

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