Filterblase der Sozialen Medien – Verborgene Mechanismen, die unsere digitale Welt formen und beeinflussen

Die Filterblase. In letzter Zeit, besonders in der Pandemie, wurde die Kommunikation mit der Familie, den Freunden und Bekannten primär auf die gängigen digitalen Kommunikationsmittel verschoben. Doch die Interaktion mit den Instant Messengern und Social Media Plattformen findet schon etwas länger statt. Lediglich ist es so, dass vermehrt auch die Nutzung der digitalen Endgeräte bei der persönlichen Anwesenheit praktiziert wird.

Das faszinierende dabei, so zumindest meine Beobachtung, lässt sich dies nicht an einer bestimmten Altersgruppe oder einem gewissen Bildungsniveau festmachen. Ganz unabhängig davon ob jung oder alt, Akademiker oder Arbeiter – Alle nutzen sie – Die sozialen Medien. Sicherlich lassen sich die verschiedenen Plattformen auf bestimmte Regionen des Planeten, dem Bildungsniveau, den Interessen, dem Alter und vielen anderen spezifischen Gruppen zuweisen. Vor allem, weil man die Zahlen mit den heutigen Analyse-Tools auch relativ präzise ermitteln kann. Heute geht es um die Filterblase.

Was ist eine Filterblase?

Im Grunde genommen geht es bei der Filterblase um das Phänomen, Informationen bei Suchmaschinen oder bei den Feeds der sozialen Netzwerke zu filtern. Der Begriff „Filterbubble“ (Filterblase), wurde 2011 von Politaktivist Eli Pariser in seinem Buch „Filter Bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden“ thematisiert. Im IT-Umfeld, besonders in der Hacker-Szene, kursierte dieser Begriff schon etwas länger in Zusammenhang mit den sozialen Medien. Besonders zu der Zeit, als die ersten größeren Player, wie Google, Facebook & Co das Spielfeld betraten. Später sind unter Anderem Lösungen wie Mastodon entstanden. Grundsätzlich geht es um die Gegebenheit, ausschließlich mit der eigenen Meinung konfrontiert und bestätigt zu werden. Nie die Gegenseite dargestellt zu bekommen und die kontroverse Diskussion eines Themas nicht zu erleben. Dann befindet man sich gegebenenfalls in einer Filter- bzw. Meinungsblase. Dies kann passieren, wenn man ausschließlich in Freundesgruppen mit ähnlichen Interessen verkehrt und beispielsweise immer die gleiche(n) Informationsquelle(n) heranzieht.

Wie entsteht die Filterblase?

Filterblasen entstehen durch Algorithmen (Handlungsvorschriften zur Lösung von spezifischen Problemen oder einer Klasse von Problemen. Algorithmen bestehen aus endlich vielen, wohldefinierten Einzelschritten. Damit können sie zur Ausführung in ein Computerprogramm implementiert aber auch in menschlicher Sprache formuliert werden). Kurz – Durch sie wird bestimmt, wie ein Programm sich verhalten soll.

Im Kontext der Suchmaschinen und sozialen Medien, ist es der Versuch, Suchergebnisse und/oder News-Feeds zu personalisieren, meist auf Basis der Daten, die über einen beim Suchverlauf-, Kaufverhalten und den allgemeinen Aktivitäten im Internet gesammelt wurden. Einem werden durch die Algorithmen ausgewählte Themen angezeigt, die potenziell gefallen können und die zuvor aufgezeichneten Interessen bestätigen oder zumindest äquivalent zu der Meinung oder den Inhalten sind.

Bei sozialen Netzwerken wird bestimmt, welche Inhalte in einem Feed, einer individuellen Person angezeigt werden. Je nach Algorithmus und Programmierung werden auch die Inhalte priorisiert. Folglich, welchen Stellenwert die Inhalte von Freund*innen, mit denen Kontakt besteht. Oder Postings, die viele andere Nutzer*innen geliked oder kommentiert haben. Oder aber es werden Inhalte vollkommen ausgeblendet, die häufig ignoriert werden. Welche Kriterien bei den spezifischen Algorithmen zum Einsatz kommen, hängt von der jeweiligen Plattform ab.

Instagram sortiert anders als Twitter, Facebook wiederum anders als Google und so weiter. Nachdem es die Algorithmen und Daten sind, die den Profit für die jeweilige Plattform ermöglichen und steigern lassen, sind diese meist „geheim“. Nichtsdestotrotz lassen sich die meisten auf Basis von akademischen Whitepapern erlesen. Das Whitepaper (Ursprünglich vom politischen Weißbuch) ist ein Dokument, welches qualitativ hochwertige Fachinformationen zu einem spezifischen Thema beinhaltet. Mit diesen Case Studies, Forschungsergebnissen oder Ratgeber-Inhalten und gängiger Praxis aus der IT lässt es sich relativ gut einschätzen wie sie funktionieren.

Kausalität

Ein einseitiger Newsfeed kann neben einem verzerrten Weltbild bzw. Meinungsüberblick auch Einfluss auf die Meinung der Nutzer*innen selbst haben. Gustave Le Bon hat bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts deutlich gemacht, wie leicht sich der Mensch in der Masse formen bzw. steuern lässt. Dieser Tatsache haben/machen sich bereits in der Vergangenheit, als auch heute, viele zunutze/gemacht. Durch eine einseitige Berichterstattung wird eine spezifische Weltansicht verstärkt, mehrere andere werden dabei vollkommen ignoriert. Zum einen fehlt dadurch die Möglichkeit der umfassenden Reflexion zu einem Thema. Und zum anderen besteht die Gefahr der Anpassung an eine der ständig dargestellten Meinungen.

So kann jemand relativ einfach von einer gemäßigten Ansicht zu einer extremen Ansicht geführt werden. Besonders, ohne sich dabei wirklich bewusst zu sein, wie extrem die Meinung eigentlich ist. Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass heute nicht nur Menschen in den sozialen Medien unterwegs sind, die ihre Meinung kundtun. Es werden regelrecht Agenturen damit beauftragt, um diverse Meinungen verstärkt und manipulativ in Umlauf zu bringen. Beispielsweise durch den Einsatz von Botnets, dessen Wirkungsgrad sich lediglich an den finanziellen Ressourcen, die einem Individuum oder einer Institution zur Verfügung stehen, orientiert. So lässt sich Methodik erkennen, womit sich die Bevölkerung jenseits von Gut und Böse, absolut koordiniert formen lässt. Wie dies heute in der Politik und im Mainstream gehandhabt wird, werde ich hier heute nicht thematisieren. Doch soziale Medien sind definitiv nicht ausschließlich als ein zeitweiliges Unterhaltungsmedium zu klassifizieren. So viel steht fest.

Kann man die Blase platzen lassen?

Man kann festhalten, dass soziale Medien für viele Individuen einen großen Teil der Informationsquelle und des Medienkonsums darstellen. Betrachtet man die Filterblase differenziert und als durchlässiges System, informieren sich Menschen häufig über unterschiedliche Plattformen und tauschen sich glücklicherweise immer noch persönlich mit anderen Menschen aus oder erhalten Informationen auch unbewusst über konventionelle Medien, wie dem Radio, dem Fernseher oder diversen Zeitungen und Zeitschriften.

Generell sollten soziale Medien bewusst konsumiert bzw. genutzt werden und auch die Inhalte sollten gut bedacht geteilt werden. Eine Filterblase platzen zu lassen, ist Theorie. Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Und eine Filterblase zu umgehen, ist eine Frage der Informationskompetenz. Folglich sollte man verschiedenste Quellen in Betracht ziehen, wenn man eine Nachricht erhält oder etwas in dem eigenen oder einem fremden Feed gezeigt bekommt. Vor allem sollte man nichtverifizierte Nachrichten auch nicht teilen. Dank den heutigen Methoden und Werkzeugen ist es möglich, in kürzester Zeit diverse Informationen zu verifizieren. Die Filterblase muss also nicht dramatisiert werden, solange man sich bewusst damit auseinandersetzt. 

Auch das Smartphone ist wie jedes andere Werkzeug oder Waffe, nur so gefährlich, wie der Nutzer selbst.

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