Als der Meta-Konzern (Vorher Facebook) WhatsApp übernahm, sprangen viele aus Angst vor der Weitergabe der eigenen Daten an Meta von dem Social-Media-Dienst zu anderen Apps bzw. Anbietern wie Threema, Signal oder Telegram ab. Auch viele meiner Bekannten schreiben mir in jüngster Zeit immer häufiger über Telegram. Aus diesem Grund werde ich heute Telegram ein bisschen auseinandernehmen. Mit etwa 700 Millionen monatlich aktiven Nutzern, so die Unternehmensangaben im Jahr 2022, folglich einem Anstieg um 40 % seit Anfang 2021, gehört Telegram zu einem der meistgenutzten Instant Messaging Apps.
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung?
Ja, da ist ein Fragezeichen hinter der Überschrift. Anders als bei den meisten Messengern, die sich derzeit im Umlauf befinden, sind Chats bei Telegram nicht automatisch Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Es gibt zwar für alle Chats bzw. Unterhaltungen die Funktion der verschlüsselten Übertragung der Nachrichten auf den Cloud-Server, doch auf auf den Servern selbst kommt das Telegram-eigene Protokoll MTProto (Dies ist das Protokoll, welches von und für Telegram entwickelt wurde, um Nachrichten bei schwachen Mobilfunkverbindungen besser zu übertragen) zum Einsatz, dass keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vorsieht.
Telegram selbst oder auch Dritte können so durchaus mit geringerem Aufwand auf die in der Cloud gespeicherten Inhalte zugreifen. Im Grunde genommen wäre die Ende-zu-Ende Verschlüsselung gegeben – Wenn da nur nicht der Server dazwischen wäre. Folglich bleibt die Verschlüsselung also nicht auf dem gesamten Übertragungsweg vom Sender zum Empfänger bestehen. Potenziell können Dritte mitlesen und Daten abgreifen. Bei Standard-Chats ließe sich vergleichsweise der Zugriff auf die Inhalte über den Sourcecode (Quellcode – Dies ist der lesbare Quell-Text eines Computerprogramms oder einer Webseite) erreichen.
Wann kommt die Ende-zu-Ende Verschlüsselung denn dann zum Einsatz?
Lediglich bei zwei Modi bzw. Arten der Kommunikation wird bei Telegram die Ende-zu Ende-Verschlüsselung gewährleistet. Zum einen bei geheimen Chats (Diese Funktion ist nur als Einzel- und nicht als Gruppenchat verfügbar) und bei Sprachanrufen. Die User müssen diese Funktionen jedoch bei geheimen Chats erst aktivieren. Und dies bei jedem einzelnen Gespräch. Für Gruppenchats ist diese Funktion, wie bereits erwähnt, überhaupt nicht verfügbar.
Welche Daten werden von Telegram beansprucht?
Neben der IP-Adresse (Internetprotokoll = individuelle Adresse, die ein Gerät im Internet oder auf einem lokalen Netzwerk identifiziert), Gerätedetails (Um welches Endgerät/Modell es sich handelt, welche Auflösung usw.), Benutzernamen und etwaige Änderungen (Ja, sämtliche Änderungen werden protokolliert), Metadaten (Sind strukturierte Daten, die übergreifende Informationen über eine Ressource beinhalten – Kurz: Die Standortdaten des Benutzers), das Telefonbuch (Wie sonst schreibt man seinen Geschäftspartnern und Freunden?) und auch sämtliche Beitritte zu Kanälen und Gruppen sind öffentlich sichtbar.
Alles in allem werden auch laut eigener Aussage von Telegram diese Informationen bis zu 12 Monate gespeichert. Wie dies möglich ist? Nun, man stimmt bei der Nutzung der App „automatisch“ den AGBs bzw. der Datenschutzvereinbarung zu 😉
In diesen steht übrigens auch drin, dass sie bei den Cloud-Chats mitlesen (Dies war die Sache mit den oben erwähnten Servern), um Spam oder andere Bedrohungen zu verhindern. Dafür werden einzelne Standard-Chats von einer Software überprüft, als potenzielle Bedrohung bzw. Spam klassifiziert und von dem ein oder anderen Moderator von Telegram manuell erneut geprüft, ob ein solcher Verdacht sich bestätigt. Ja, dies steht da wirklich drin und kann in der Datenschutzvereinbarung auch im Nachgang nochmal gelesen werden 🙂
Und um die letzten Irrglauben auch aus der Welt zu schaffen. Bei Terrorverdacht, Kindesmissbrauch und anderen Straftaten, werden Daten von Telegram auch an die Behörden weitergegeben. Das ist meines Erachtens nach an sich nichts Schlechtes. Lediglich ist es so, dass die in der jüngsten Zeit immer mehr aufkommenden hetzenden Gruppen eher schlecht als recht moderiert bzw. ausgeschalten werden. Dies finde ich persönlich äußerst bedenklich. Die Beurteilung darüber, ob Telegram nun wirklich sicher ist? Nun, diese Entscheidung ist jedem selbst überlassen. Die hier vermittelten Informationen sollten einen groben Überblick darüber gegeben haben, wie Telegram mit der Sicherheit bzw. dem Datenschutz umgeht.